2022-01-10

Glänzende Augen in Adelboden und Kranjska Gora

Marco Odermatt beschenkt sich und die Ski-Schweiz mit einem grossen Sieg in Adelboden. Das zweite Januar-Wochenende hat aber auch drei Stöckli-Fahrerinnen zu Gewinnerinnen gemacht – auch wenn dieses Trio die Freude eher im Stillen ausgelebt haben wird.

Glänzende Augen in Adelboden und Kranjska Gora

Tränen gab es in Adelboden, Tränen gab es in Kranjska Gora. In Adelboden sind sie Marco Odermatt in jenen Momenten in die Augen geschossen, als er alleine – nur mit sich selber beschäftigt – auf dem Sessellift zum Start am Chuenisbärgli hochgefahren ist. In Kranjska Gora haben sie im Zielraum in den Augen von Andrea Ellenberger geglänzt. Und möglicherweise, das ist zwar so nicht überliefert, auch ein bisschen in Vivianne Härris und am Sonntag eventuell in Nicole Goods Augen. Wässerige Augen aus völlig unterschiedlichen Gründen zwar, aber mit artverwandtem Ursprung. Aber der Reihe nach.

An diesem Berg selbst einmal etwas Grosses schaffen. So lautete eines der sportlichen Ziele von Marco Odermatt. Und „dieser Berg“ war und ist das Chuenisbärgli in Adelboden. Dort, wo Fahrer wie Pirmin Zurbriggen, Michael von Grünigen, Didier Cuche oder Marc Berthod vielbejubelte Heimsiege haben feiern können, wollte auch Marco Odermatt bei der Siegerehrung ganz oben stehen. Drei der vier ausgetragenen Weltcup-Riesenslaloms hatte der Nidwaldner im Winter 2021/22 schon gewonnen. Mit diesem Leistungsausweis reiste er ins Berner Oberland.

Ein Leistungsausweis, der unglaublich schön, aber auch belastend war. Alle, wohl auch der Betroffene selbst, erwarteten von seinem Auftritt Grosses. Und Grosses heisst in diesem Fall nichts weniger als den Sieg. Der Druck war immens. Die Vorfreude auf den Auftritt in Adelboden aber auch. Und die Tatsache, dass trotz Corona 13‘000 Fans am Chuenisbärgli Odermatt sehen wollten, machte die Aufgabe für den 24-Jährigen nicht einfacher. Druck, Vorfreude, Anspannung – eine Kombination daraus trieb Odermatt in jenen Momenten, als er sich allein auf dem Sessellift sitzend mit sich und der Situation auseinandersetzen konnte, die Tränen in die Augen. Emotionen pur. In dieser Art neu für den geerdeten Rennfahrer.

Marco Odermatt aber sprengte die Ketten des von aussen und von innen auferlegten Drucks. Er lieferte im 1. Lauf eine schier unglaubliche Fahrt über den steilen Zielhang ab und machte in der Entscheidung aus seiner Halbzeitführung den grossen Sieg. Den grössten bisher. „Letztlich entscheidet der Kopf, ob du All-in gehst oder Angst vor dem Fehlermachen hast. Ich wollte den Sieg und bin das Risiko eingegangen“, sagte er nach dem Rennen. Jetzt sei er auch ein wenig stolz darüber, dass er die Aufgabe so angegangen sei und der Plan funktioniert habe. Der „Sportler des Jahres 2021“ beschenkte sich, sein Umfeld und die Ski-Schweiz mit dem ersten Adelboden-Sieg im Riesenslalom seit 2008. „Was ich gestern habe erleben dürfen, hat einige Zeit zum Realisieren und Verarbeiten gebraucht. Wirklich beschreiben kann ich es aber noch immer nicht“, meinte der Nidwalder am Tag nach seinem grossen Triumph.

Andrea Ellenberger, nach dem 1. Lauf auf Platz 30 liegend, enttäuscht wegen der gemachten Fehler, drehte im 2. Lauf des Riesenslaloms von Kranjska Gora gewaltig auf. Nur Siegerin Sara Hector war noch schneller und die zweitschnellste Laufzeit bescherte der Nidwaldnerin einen Sprung bis auf Rang 13. „Der zweite Lauf war eine Befreiung. Ich konnte zeigen, dass ich es noch kann“, sagte Ellenberger mit glänzenden Augen im Interview mit dem Schweizer Fernsehen. Sie habe immer daran geglaubt und nach den zuletzt nicht einfachen Wochen tue dieses Resultat so richtig gut.

Gut tun Vivianne Härri auch die ersten vier Weltcup-Punkte. Mit Startnummer 48 schaffte es die Obwaldnerin im 1. Lauf auf Platz 29 und damit zum ersten Mal in einen 2. Lauf auf höchster Stufe. Letztlich wurde sie 27. und war darob im ersten Moment nicht so glücklich. „Nach der ersten Enttäuschung über meinen im zweiten Lauf gemachten Fehler aber überwiegt die Freude, dass ich diesen Schritt jetzt habe machen können. Ich bin stolz, dass ich auch im zweiten Lauf angegriffen und nicht nur die Punkte verwaltet habe.“ Erste Punkte, gleich deren 8, holte sich im sechsten Weltcup-Einsatz Nicole Good. Die 24 Jahre alte Sarganserländerin, 24. nach dem ersten Slalom-Lauf von Kranjska Gora, hatte die eventuell aufkommende Nervosität im Griff und wollte – wie am Tag zuvor Vivianne Härri – auch in der Entscheidung angriffig fahren. Dieses Vorhaben gelang auch und wären ihr eingangs des Steilhangs nicht zwei kleine Fehler unterlaufen, so wäre gar der Sprung in die Top-20 möglich gewesen.

 

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