SHE POWER

«MISSERFOLGE HABEN MICH ZU EINER BESSEREN ATHLETIN REIFEN LASSEN»

Ceo

Olympiasiegerin, zweifache Vizeweltmeisterin, 19-fache Weltcup Siegerin und 3-fache Riesenslalom Gesamtweltcup Siegerin: Viktoria Rebensburg. Athletin und Powerfrau. Im schriftlichen Interview über Skirennsport, mentale Stärke, Erfolg und Misserfolg.

Was braucht es, um eine Spitzenathletin zu werden?
In erster Linie natürlich Talent. Außerdem Disziplin und Eigenmotivation sowie Ehrgeiz und die richtige Selbsteinschätzung. Und natürlich auch das Glück, dass man sich bei seiner Sportart keine schweren Verletzungen zuzieht. Darüber hinaus können auch Rahmenbedingungen hinsichtlich der gewählten Sportart einen Einfluss haben, wie bei mir beispielsweise die Tatsache, dass ich direkt neben der Skipiste aufgewachsen bin.

Was zeichnet eine Spitzenathletin aus?
Ich denke, dass jeder Sportler der es in die Weltspitze geschafft hat neben dem Talent vor allem Durchhaltevermögen braucht, anfangs um dahinzukommen und später um die täglichen Widerstände zu überwinden, die es braucht, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. In Anbetracht der hohen Belastungen und Risiken, die unsere Sportart mit sich bringt, gehört sicherlich auch Glück dazu, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben.

Was sind deine persönlichen Stärken?
So komisch es klingt: mein Bauchgefühl. Mein Fahrstil hat sich von der Konkurrenz etwas unterschieden, da ich sehr intuitiv gefahren bin. Ich würde mich als Bauch-Skifahrerin bezeichnen, ich spüre sehr viel von dem, was vom Schnee oder von meinen Skiern zurückkommt. Dementsprechend passe ich meine Fahrweise an, oder meinen Druckaufbau, oder die Reibung, die entsteht, wenn die Ski-Kante in den Schnee gedrückt wird. Abseits der Piste hat mein Bauchgefühl wiederum mein Selbstbewusstsein in dem Sinne gestärkt, dass ich immer versucht habe, meinen eigenen Weg zu gehen und nicht nur passiv alle Entscheidungen zu akzeptieren.

Wie hart ist das Business «Skirennsport»?
Das ist schwer zu beantworten. Die Anforderungen an die Athleten sind physisch und psychisch stark, um dem Druck der Branche standzuhalten und den Gefahren auf der Piste zu trotzen. Bestimmt gibt es einen enormen Leistungsdruck und auch eine große Konkurrenzsituation, da ein starkes Gefälle bei Preis- und Sponsorengeldern besteht. Nur wenige Topathleten können sehr gut von ihren Einnahmen leben.

Was sind die schönen und was sind die Schattenseiten beim Skirennsport?
Interessant war sicherlich, dass ich die ganze Welt bereisen und dabei neue Orte, Kulturen und Menschen kennenlernen durfte. Besonders gefiel mir dabei, dass ich meistens noch von einer traumhaften Natur und Bergwelt umgeben war. Herausfordernd war aber auch die Abhängigkeit vom Wetter sowie die langen, häufig anstrengenden Reisen und Distanzen. Ich weiß nicht, wie viele Trainings und Rennen in meiner Karriere verlegt oder gestrichen wurde. Es waren jedenfalls eine Menge.

Wo und wie hast du jeweils wieder Kraft getankt?
Unterhalb der Saison war es immer schwierig richtig «durchzuatmen». Man steht durchgängig unter einem gewissen Druck, den man sich natürlich auch selbst macht. Wichtig ist aber auch, zwischendurch einfach mal abzuschalten. Hierbei hat mir meine Heimat mit meiner Familie und meinen Freunden sehr geholfen. Sie haben mich immer wieder auf den Boden geholt und mir Kraft für die darauffolgenden Zeit gegeben.

Welche Rolle spielt mentales Training im Skirennsport?
Mentales Training spielt eine große Rolle im Skirennsport, da sie über Ausscheiden und Durchkommen, Sieg und Niederlage und im extremsten Fall auch über Gesundheit und Verletzung entscheiden kann.

Welche Faktoren sind wichtig, um mentale Stärke an den Tag zu legen?
Glaube an Herangehensweise, Fokussierung und Konzentration und die Übertragung der Ergebnisse auf den Wettkampf. Ein Prozess, der sich mehr und mehr verselbstständigt und selbst beeinflusst. Es kommt zur Überwindung der Ängste und Zweifel, höheres Selbstbewusstsein, bessere Konzentration und Fokussierung, dass alles hilft zum Erfolg und der Erfolgt gibt der Herangehensweise wiederum Recht. Und über eine längere Karriere spielt natürlich auch die Erfahrung und Routine eine Rolle, je mehr Situationen ich erlebt und verarbeitet habe, umso größer ist mein innerer Fundus, der mir hilft, mentale Stärke an den Tag zulegen. 

Wie trainiert man mentale Stärke?
Sowohl mit einem Trainer als auch alleine. Der Trainer als Experte analysiert zuerst Deine Defizite und versucht über Gespräche und Beobachtungen die Gründe für eine mögliche Schwäche und Fehlverhalten offenzulegen. Anschließend erarbeitet man gemeinsam Strategien, die dem entgegen Wirkungen. Das können Motivationsübungen, Visualisierungen, Konzentrationsübungen und Selbstreflexionen sein oder die Änderung einer simplen Gewohnheit. Und je länger sich Experte und Athlet mit dem Thema auseinandersetzen, umso klarer wird das Bild und der Athlet kann das Training weitestgehend selbstständig absolvieren. 

Mental absolut stark oder physisch topfit. Was ist wichtiger und inwiefern beeinflusst das eine das andere?
Ich denke, da kann man keine eindeutige Wertung vornehmen, da beide Themen sich gegenseitig beeinflussen. Wenn ich mich gut fühle und weiß, dass ich topfit bin, ist es mental auch einfacher. Um das optimale Ergebnis zu erzielen muss beides passen. Ich kann mental extrem stark sein und damit für den Moment meine Leistungsfähigkeit erhöhen. Beispielsweise wenn alle ähnliche Voraussetzungen haben und bei einem zweiten Lauf die Zeitabstände gering sind, da entscheidet mentale Stärke über die Platzierungen. Das geht aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, ab dem die körperlichen Defizite durch mentale Stärke nicht mehr zu kompensieren sind. Es ist kaum möglich über eine ganze Saison immer physisch topfit zu sein, da reicht oft schon eine kleine Erkältung oder unerwarteter Reisestress mit wenig Schlaf, um nicht mehr bei 100 Prozent zu sein und je weiter weg du von der eigenen Leistungsfähigkeit weg bist, umso mehr stößt deine mentale Stärke an ihre Grenzen.

Misserfolg bei einem Rennen. Beim nächsten Rennen wieder am Start. Wie blendet man schlechte Erlebnisse aus?
Am besten konzentriert man sich voll und ganz auf das neue Rennen – zu ändern ist das letzte sowieso nicht mehr. Das nächste kann man hingegen noch für sich entscheiden!

Wie geht man mit Kritik/schlechten Einflüssen um? Wie nah lässt man Kritik an sich?
Kritik auszublenden ist meiner Meinung nach schonmal keine Lösung. Und vermutlich ist das auch gar nicht möglich. Kritik kommt auch mal zu unerwarteten Zeitpunkten und trifft das eigene Gemüt in manchen Fällen erheblich. Und das ist definitiv ganz normal. Wichtig ist zu differenzieren, um was für eine Art Kritik es geht. Wenn es um meine sportliche Leistung geht, bin ich persönlich natürlich sehr hellhörig – ich nehme sie an und überlege mir in zutreffenden Fällen, wie ich eine Besserung erzielen kann. In anderen Fällen ist bestimmte Kritik jedoch nicht gerechtfertigt. Dann sollte man auch nicht anfangen, den Fehler zu suchen. Das alles erfordert sicherlich Übung über Jahre und es hilft, sich bei der Verwertung der Aussagen mit der Familie, mit Trainern oder anderen Vertrauenspersonen zu besprechen. Es ist schwierig, eine pauschale Aussage über den besten Umgang mit Kritik zu treffen. Am bedeutendsten ist, denke ich, letztendlich, dass man sich selbst in seiner eigenen Haut wohlfühlt.

Welches war dein persönlich grösster Erfolg in deiner Karriere?
Es ist schwer, meine Karriere auf einen Erfolg zu beschränken. Als ich Olympiasiegerin wurde, war ich sehr jung und stand am Anfang meiner Karriere, es war mein erster wirklicher Triumph. Daher bedeuten mir meine Siege im Riesenslalomweltcup, meine WM-Silber-Medaillen in Vail und Are sowie Olympia-Bronze von Sotschi viel, da es Belege sind, dass ich über all die Jahre während meiner Karriere zur Weltspitze gehört habe. Mein letzter Sieg in Garmisch, zumal unter schwierigsten Bedingungen, hat dabei auch einen enormen Stellenwert, weil ich in der Abfahrt schon oft nah dran war. Vor der Saison war es eines meiner großen Ziele, auch in der Abfahrt mal ganz oben zu stehen. Damit ich sagen kann: Ich habe in allen drei Disziplinen, in denen ich gestartet bin, ein Rennen gewonnen. Auch deshalb wird mir dieser Sieg immer in Erinnerung bleiben.

Welches war dein grösster Tiefschlag?
Das war möglicherweise die WM 2017 in Sankt Moritz. Als große Medaillenhoffnung wurde ich im Super-G Vierte und schied im Riesenslalom aus. Zu dem Zeitpunkt war das wohl mein grösster Tiefschlag.

Wie verarbeitet man Tiefschläge und wie findet man zur alten Stärke zurück?
Heute weiß ich, dass mich die Misserfolge zu einer besseren Athletin reifen lassen hat, weil ich meine ganzen Trainings- und Wettkampf-Abläufe noch kritischer hinterfragt habe: Was kann ich beim Krafttraining besser machen? Beim Material? Im Training auf dem Gletscher? Im Rennen? Man sagt ja oft, dass man am meisten durch Misserfolge lernt – bei mir traf das in dem Fall sicherlich zu.

Wie schwer fiel dir die Entscheidung deine Rennkarriere zu beenden?
Nach 13 Jahren Karriere ist dies schon eine sehr schwere Entscheidung, die nicht spontan getroffen wird und von einem auf den anderen Tag fällt. Ich habe mich natürlich in den Wochen davor intensiv mit dem Rücktritt beschäftigt und mich auch mit meiner Familie über meine Gedanken ausgetauscht. In diesem Prozess ist der Entschluss immer weiter gereift und er war zwar sehr schwer, aber andererseits unausweichlich.

Wie lange spielt man mit so einem Gedanken, bevor die Entscheidung definitiv fällt?
Ich habe ja immer gesagt, dass für mich drei Faktoren gegeben sein müssen: Dass es mir Spaß macht, dass es mir körperlich gut geht und dass ich erfolgreich bin. Nach meiner Knieverletzung im vergangenen Februar in Garmisch habe ich die ersten Monate beim Skifahren gemerkt, dass etwas fehlt. Ich bin nicht mehr an dieses Top-Niveau hingekommen, dass ich später am Start stehe und weiß, dass ich das Rennen gewinnen kann. So ist die Entscheidung Woche für Woche ein bisschen mehr gereift, bis ich mir sicher war: Es geht jetzt wirklich nicht mehr, ich höre auf!

Worauf freust du dich nun am meisten?
In diesem Winter kann ich endlich mal das tun, wofür ich nie Zeit hatte. Ich habe mich schon zuletzt mit vielen alten Bekannten und Freunden getroffen, habe viele Touren zu Fuß oder mit dem Rad in den Bergen gemacht – ohne darauf achten zu müssen, ob mein Sport darunter leiden könnte. Ich genieße das gerade extrem: Die Freiheit zu haben, dass ich alles tun kann, aber nichts tun muss. 

Was sind nach Karriereende deine grössten Träume/Pläne?
Fest steht lediglich, dass ich auch zukünftig meinen Lebensmittelpunkt in meiner Heimat am Tegernsee haben möchte. Da bin ich verwurzelt und fühle mich wohl, sodass auch meine berufliche Zukunft wahrscheinlich da stattfinden wird. Ich schaue mir gerade verschiedene Möglichkeiten, wie ich mich zukünftig beruflich orientieren möchte. Und auch sonst gibt einige Dinge, für die ich jetzt mehr Zeit habe – zum Beispiel für mein Projekt „Fit und aktiv“, das ich mit dem Bayerischen Staatsministerium und der Molkerei Berchtesgadener Land entwickelt habe und das wir an Schulen und bei Veranstaltungen anbieten. Da geht es darum, dass Kinder sich bewegen, gut ernähren und lernen, schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich zu bewältigen.

#BuiltForShePower

VON PARIS ÜBER NEW YORK NACH MALTERS

Lydia war schon an vielen Orten auf der Welt. Und dies nicht nur für einen gemütlichen Urlaub: In Paris hat sie drei Jahre studiert. Modélisme und Stylisme. Anschliessend: Umzug nach New York. In eine der grössten Modemetropolen der Welt. Ihr Ziel: Eigenes Modelabel gründen. Stardesigner werden. Doch es kam ganz anders.

Lydia sitzt an einem grossen weissen Pult. Sie ist konzentriert. Sehr konzentriert. Ab und an schweift ihr Blick auf die Farbkarte, die direkt neben ihr liegt. Manchmal wechselt sie ihren Stift. Manchmal ein prüfender Blick auf einen Stoff. Doch grundsätzlich weicht ihr Blick praktisch kaum vom grossen weissen Papier, welches direkt vor ihr liegt. Sie zeichnet Skijacken. Mit akribischer Genauigkeit und dennoch grösster Kreativität. Verwendet verschiedene Farbkombinationen, zeichnet verschiedene Muster und Details, malt Schattierungen und hält unterschiedliche Schnitte fest. Viele Ideen werden aufs Papier gebracht, jede für sich einzigartig und dennoch: Alles ist stimmig, alles passt zusammen. «Ich zeichne gerade verschiedene Ideen für die Damenkollektion 2022/2023, dabei orientiere ich mich an verschiedenen zukünftigen Kleidertrends», sagt sie.

Damenkollektion? 2022/2023? Damit meint Lydia die zukünftige Skibekleidungskollektion von Stöckli. Denn Lydia arbeitet seit bald einem Jahr beim Schweizer Skihersteller in Malters. Dabei entwickelt und designed sie zusammen mit ihrer Arbeitskollegin und Mentorin die gesamte Skibekleidungskollektion von Stöckli. Lydia fokussiert sich auf die Damen, ihre Teamkollegin auf die Herrenkollektion. Gesamthaft erarbeiten beide 140 Teile. Und: Es werden von Jahr zu Jahr immer mehr.

Produkteentwickler bei Stöckli in Malters? Was ist aus den Laufstegen in New York geworden? «Das habe ich an den Nagel gehängt», sagt sie und fügt an: «Es hat nicht geklappt, manchmal muss man realistisch sein. Von New York habe ich viel gelernt, enorm viel. Ich wäre nicht da, wo ich heute bin, wenn New York nicht gewesen wäre. Die Erfahrung war großartig.» Bei dieser Aussage lächelt sie. Strahlt sogar. Wie immer wenn Lydia etwas erzählt. «New York hat vieles von mir abverlangt. Die Stadt ist ein Traum, aber sehr oberflächlich. An einem Tag finden sie dich super, am anderen Tag interessiert sich niemand mehr für dich. Aber: New York hat mir beigebracht niemals aufzugeben. Fällst du hin, stehst du wieder auf, kämpfst weiter. Wieder und wieder. Deshalb habe ich nun auch meinen Platz gefunden und habe den schönsten Job der Welt», meint sie.

Also Produkteentwickler bei Stöckli. Aber was heisst das? «Wir sind ein kleines Team von drei Personen und machen praktisch fast alles selbst. Wir analysieren Trends, definieren unsere Zielgruppe, erstellen Moodboards, zeichnen Skizzen, legen die Materialien fest, bestimmen die Farben, erarbeiten die detaillierten Worksheets (Nähanleitungen) für die Produktion, begutachten die Prototypen, geben Änderungen an die Produktion durch, kontrollieren die Qualität, machen Verhandlungen und sind für die Vermarktung zuständig.» Ein grosse Herausforderung und ein wichtiges Aufgabengebiet. Denn schlussendlich entscheidet hier vieles auch über Erfolg oder Misserfolg einer gesamten, neuen Kollektion. Gefällt die Kleidung der Zielgruppe – national als auch international? Passt sie zur Skikollektion? Hält sie mit den grossen Mitbewerbern mit? Fragen über Fragen. Und dabei gilt jedes Mal: den Fokus beim Designen nie verlieren.

«Das ist sehr wichtig», meint Lydia. «Wenn wir eine Kollektion entwerfen, haben wir schnell mal über 100 Ideen. 1'000 Inspirationen von Fashionbooks und Fashion Weeks aus Mailand, New York, Paris oder London. Und 1'000 verschiedene Einflüsse und Meinungen von den unterschiedlichsten Personen. Das hört während dem ganzen Entwicklungsprozess nie auf. Man kann immer etwas ergänzen und anpassen. Eine Öse anders machen, einen Knopf etwas kleiner, einen Reissverschluss etwas grösser. Das Schwierige ist, Entscheidungen zu treffen und zu sagen: So, das ist es jetzt. So machen wir es.» Das setzt bei grenzenloser Kreativität eine enorme Disziplin voraus. Und natürlich auch Mut und Überzeugung. Das, was Lydia in New York gelernt hat. «Als Designer muss man 100% hinter der Bekleidungskollektion stehen, sich dafür einsetzen und Argumente liefern, warum wir etwas so machen, wie wir es machen. Denn schlussendlich gibt’s unendlich verschiedene andere Möglichkeiten und: Mode ist immer Geschmacksache, dass spüren wir auch intern. Nicht jedem gefällt der Schnitt oder die gewählte Farbe. Das ist normal und damit müssen wir umgehen können. Sonst verlieren wir uns. Und unsere Identität. Deshalb legen wir den Fokus ganz auf die Meinungen und Bedürfnisse unserer Zielgruppe. Diese stehen bei uns an erster Stelle und hierfür geben wir Tag für Tag alles, um für unsere Kundinnen und Kunden eine Skibekleidungskollektion auf höchstem Niveau anzubieten.»

#BuiltForShePower

OHNE SIE HÄTTEN UNSERE SKI KEINE FARBEN

Hier geht’s farbig zu und her: Blau, rot, grün, gelb, weiss, schwarz, orange. Überall Farben. Farben, wohin man schaut. Sogar an den Wänden, am Boden, an den Kleidern. Ausserdem: Unzählige Deckblätter. Deckblätter von Ski mit ihren unterschiedlichen Designs. Teilweise fixfertig, teilweise fehlen noch einzelne Farben. Teilweise noch komplett unbedruckt. Tag für Tag erhalten hier unzählige Skimodelle ihre Farben. Zu Spitzenzeiten 1'500 Paar die Woche. Verantwortlich dafür ist Tamara, Bereichsleiterin Siebdruck.

Es gibt wohl unendlich viele verschiedene Farben. Das sieht man nur schon, wenn man die vielen verschiedenen Farbfächer von Tamara betrachtet, die auf dem Tisch liegen. Blau ist beispielsweise nicht gleich blau. Eines ist eher violett, das andere eher grünlich. Und das dritte ist so dunkel, dass es beinahe wie Schwarz aussieht. Es sind teilweise minime Unterschiede zwischen den einzelnen Farbabstufungen erkennbar und dennoch: für ein Skidesign sehr entscheidend. Denn: nicht jede Farbe sieht auf einem Ski gut aus, geschweige denn im Schnee und nicht jede Farbe kann auch auf einen Ski gedruckt werden.

Und hier kommt Tamara ins Spiel. «Eine meiner Aufgaben ist es, Farb- und Designideen drucktauglich zu machen. Das heisst, die richtige Farbe für einen Ski muss oftmals zuerst gefunden werden. Ich mische, teste, probiere aus, bis ich schlussendlich die geeigneten Farben gefunden habe, die miteinander am besten harmonieren und der Designidee so nah wie möglich kommen».

Designideen drucktauglich machen? Das heisst also auch, das Deckblatt der zukünftigen Skis erarbeiten? «Ja genau, oftmals sind wir hier im Siebdruck bereits an den Designs der Skimodelle dran, welche erst in zwei Jahren auf den Markt kommen, dann heisst es: ausprobieren, testen, verschiedene Varianten erarbeiten. Gleichzeitig aber auch aktuelle Skidesigns drucken und solche, die nächstes Jahr auf den Markt kommen. Wir haben so zu sagen immer etwa 3 ganze Kollektionen bei uns im Siebdruck und denken bereits an die vierte.»

Das braucht Zeit. Denn Siebdruck bedeutet, dass es pro Farbe immer nur ein Sieb gibt. Hat ein Ski also 5 Farben – und das hat er oft – werden 5 verschiedene Siebe benötigt. «Bei einem Sieb kann man sich eine Schablone vorstellen, diese wird aufs Deckblatt gelegt und dabei kommt nur an bestimmten Stellen Farbe auf das Deckblatt. Dabei muss die Farbe jeweils trocknen, bis eine nächste Farbe aufgetragen werden kann. «24h pro Farbe», sagt Tamara. Heisst also für ein Deckblatt mit 5 Farben, dass es insgesamt 5 Tage dauert, bis das Deckblatt fixfertig bedruckt ist.

Eine lange Zeit! «Ja», meint Tamara und ergänzt: «Eigentlich dauert es aber noch viel länger, wenn man den ganzen Entwicklungsprozess eines Designs miteinrechnet. Denn das braucht Zeit und Kreativität. Und oftmals hat man beim Entwicklungsprozess 1'000 Ideen – aber nur eine wird schlussendlich umgesetzt. Ausprobieren, Testen und mit unserem Designer Farben ausdenken, austüfteln, meine Inputs dazu geben. Dem Ski seine Nuancen geben. Das mache ich gerne. Das gefällt mir. Und: Man ist dann schon auch stolz, wenn ein Skimodell schlussendlich im Verkauf steht, bei welchem man eine Farbe oder ein Designelement selbst ausgearbeitet hat.»

Doch, die Arbeit von Tamara als Bereichsleiterin Siebdruck beinhaltet noch lange nicht nur «Ausprobieren und Testen». Personalplanung, Personalgespräche, Farben einkaufen, Siebe erstellen und reinigen, Deckblätter drucken, Koordination und Austausch mit der Grafik sind mitunter nur ein paar Aufgaben, die sie ebenfalls erledigt. Kreativ sein und trotzdem den Produktionsplan im Auge behalten. Tamara ist also Künstlerin und Organisatorin zugleich. Keine leichte Aufgabe. Denn: Kreativität setzt Zeit, Produktion Mengen voraus. Eine Zwickmühle.

Aber Tamara meint: «Irgendwie geht es immer. Ich habe ein tolles Team, wir unterstützen uns alle gegenseitig. Jeder springt für jeden ein. Es ist niemand ein Einzelkämpfer. Ich denke, das hilft enorm.» Warum dies so gut funktioniert? «Ich denke als Führungsperson hat man sehr viel Einfluss, wie sich ein Team gibt und ob die Zusammenarbeit funktioniert. Wie man selber ist, so ist auch das Team. Ich behandle jeden so, wie ich auch selbst behandelt werden möchte. Ich glaube, das ist sehr entscheidend.»

Hört man Tamara zu, wie sie über die Arbeit und ihr Team spricht, merkt man, dass sie sich wohl fühlt. Angekommen ist. Spricht sie über Farben, Designs und Muster, dann strahlt sie. Man merkt: Farben sind ihr Ding. Ihre Leidenschaft. «Farben haben mich schon immer begleitet, bei Stöckli gebe ich seit 6 Jahren den Skis ihre Farben, privat male ich schon mein ganzes Leben. Kaum zu glauben also, dass meine Wohnung komplett weiss ist, gell?», schmunzelt Sie, setzt sich an ihren Tisch und öffnet den Farbfächer.

#BuiltForShePower

(SKI)BAUERIN, MACHERIN UND POWERFRAU

Es geht hektisch zu und her. Schicht für Schicht wird aufeinandergelegt und zusammengebaut. Insgesamt 8 Schichten, dazu kommen 2 Kanten und kleine Details. Alles von Hand versteht sich. Dabei hat jeder Mitarbeiter seinen Platz, seine Aufgabe und weiss ganz genau, was er zu tun hat. Und mittendrin: Karin. Abteilungsleiterin Ski Zusammenstellen und Pressen bei Stöckli.

«Ich habe gerne wenn’s läuft, wenn’s vorwärts geht und wir Vollgas geben können, Langeweile ist nichts für mich», sagt Karin, steht dabei an Arbeitsbank Nr. 2 und stellt gerade einen Ski zusammen. Sieht man ihr zu, geht alles sehr schnell. Das Ganze sieht so einfach aus, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Sie weiss genau, welche Schichten nacheinander kommen, wie die Materialien platziert und verarbeitet werden müssen. Das kann sie blindlings. Egal welches Skimodell. Dabei sind bei ihr Handbewegungen erkennbar, die andere nicht genau so machen. «Stellt man einen Ski zusammen, ist es wie bei einer Handschrift. Jede ist individuell. So ist es auch beim Skibau. Man eignet sich ganz individuelle Techniken an. Wenn ich das Handwerk einem neuen Mitarbeiter beibringe, wissen die anderen Mitarbeiter genau, wer ihm das Zusammenstellen gezeigt hat.» Woher kommt das? «Schwierig, vielleicht weil ich schon 12 Jahre hier arbeite und mir mit den Jahren eine ganz spezielle Technik angeeignet habe.»

12 Jahre bei Stöckli und schon immer Abteilungsleiterin? «Nein, nein. Die Abteilung zu übernehmen hat sich erst später ergeben. Begonnen habe ich als Skibauerin. Ursprünglich habe ich Landwirtin gelernt. Ich war hier zum Probearbeiten und nach ein paar Tagen kam der damalige Produktionsleiter zu mir und meinte: Gut, du kannst bleiben. Besiegelt haben wir das damals per Handshake.»

Karin ist kein Büromensch. Sie ist eine Macherin. «Ich mag es, wenn man mit Materialien arbeiten kann, etwas kreieren kann und am Schluss ein fertiges Produkt in den Händen hält. Dann weiss man, was man gemacht hat. Und das Schönste bei uns in der Abteilung: Wir sind mitten im Herz der Skimanufaktur. Hier entsteht ein Ski. Die anderen Abteilungen in der Manufaktur bearbeiten oftmals nur einen Teil eines Skis. Wir bringen alle Teile zusammen und vollenden den Ski. Von 0 auf 100 sozusagen. Das gefällt mir.»

Und wie kams dann schlussendlich vom Skibauerin zum Führen einer Abteilung? «Ski zusammenstellen hat mir schon immer gefallen, ich habe das 7 Jahre lang gemacht. Doch mit der Zeit wurde mir dies zu langweilig. Ich habe gerne Herausforderungen in meinem Leben und wollte mehr Verantwortung. Mehr Aufgabengebiete. Dass ich aber Abteilungsleiterin werden würde, war schlussendlich Zufall. Mein damaliger Chef ist ausgefallen, dann musste ich übernehmen.» Anfänglich keine leichte Aufgabe. «Ich arbeitete jeden Tag 12 Stunden und mehr, musste mir vieles selbst beibringen, selbst herausfinden. Alles besser kennen lernen. Mich durchsetzen.»

Doch, es hat sich gelohnt. Heute führt Karin die Abteilung mit insgesamt 15 Personen sehr erfolgreich. Sie hat stets den Überblick, weiss was läuft. Hat auf alles eine Antwort. «Das Schöne ist, dass ich so zu sagen aus dieser Abteilung entstanden bin. Ich habe so vieles gelernt und erlebt, wurde schon mit so vielen Situationen konfrontiert und bin daraus nur stärker geworden. Diese Abteilung ist jetzt mein Baby. Ich sehe mich nicht als Angestellte, sondern ich betrachte die Abteilung als mein eigenes Geschäft. Ich bin dafür verantwortlich.» Und Karin ergänzt: «Es ist wie mein eigener Bauernhof und dies sind alles meine Schäfchen. Man muss also jeden Tag darauf achten.»

Abteilungsleiterin Zusammenstellen und Pressen sowie Führen von 15 Mitarbeiter? Eine grosse Aufgabe. Aber was heisst das genau? «Normalerweise bin ich weniger am Zusammenstellen, so wie ich das jetzt gerade mache. Aber wir befinden uns aktuell in der hektischsten Phase vom Jahr. Jetzt werden bis zu 534 Ski pro Tag zusammengestellt inkl. Rennski für den Weltcup. Eine stressige Zeit und wenn Mitarbeiter ausfallen, wird’s noch kritischer. Denn: der Winter naht. Dann helfe auch ich mit. Aber, das mache ich sehr gerne. Ich bin ja auch ein Teil davon.»

Ist Karin nicht am Zusammenstellen, dann macht sie die gesamte Personalplanung, führt Mitarbeitergespräche, macht Qualitätskontrollen und Revisionen, ist erste Anlaufstelle bei Problemen, sitzt mit dem Verantwortlichen für Skientwicklung zusammen und gibt Feedbacks zu neuen Material- und Technologieideen. «Ich kann mittlerweile sehr gut beurteilen, ob neue Materialien beim Zusammenstellen funktionieren könnten oder nicht und ob die mit bestehenden Materialien harmonieren.»

Und das Führen von 15 Mitarbeitern? «Das macht mir super viel Spass. Ich habe ein tolles Team. In meiner Abteilung arbeiten Personen aus über 8 verschiedenen Nationen. Das macht es extrem spannend und ist zugleich aber auch eine Herausforderung. Denn zum einen sind Mitarbeiter in ihrer Persönlichkeit ja unterschiedlich zueinander, andererseits hier bei uns auch hinsichtlich ihrer Mentalität und Sprache.»

Doch in ihrer Abteilung ist nicht nur Karin mit voller Leidenschaft dabei. Auch ihr gesamtes Team – egal, ob schon jemals auf den Ski gestanden oder nicht. «Bei uns ist jeder Stolz, ein solches Produkt zusammenzubauen. Wir haben beispielsweise jemanden aus Sri Lanka. Jedes Jahr fliegt er in seine Heimat, um seine Familie zu besuchen. Dann erhalte ich jeweils Fotos, wie er im dicksten Stöckli Pullover bei 30 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit in der kleinen Unterkunft bei seiner Familie sitzt. Seinen Pullover würde er dabei nie ausziehen», erzählt Karin, lacht dabei und ergänzt: «Es spielt bei uns in der Abteilung keine Rolle, ob du Ski fährst, wichtig ist, dass du das gerne machst, was du jeden Tag tust. Nämlich Ski zusammenbauen.»

Hört man Karin zu, merkt man, dass sie sehr stolz auf ihr Team ist. Erzählt sie über einzelne Mitarbeiter, dann scheint es, dass sie jeden einzelnen sehr gut kennt und gut zu ihm schaut. Wie ein Bauer auf seine Schäfchen eben. Klar kann sie auch anders, sagt sie. «Aber wenn jemand weiss, dass er einen Fehler gemacht hat, dann nützt es ja nichts mehr, wenn ich auch noch Ausrufe. Ich gebe Kritik, ja. Aber ich versuche dies immer auf eine motivierende Art zu machen.»

So ist Karin. Motivierend und immer das Positive sehen. Jederzeit das Beste daraus machen. Egal in welcher Situation. Und dies Tag für Tag. Eine richtige Powerfrau eben.

#BuiltForShePower

NELA 80

Für puren Fahrspass

Gemacht für die sportliche Skifahrerin. Ein All-Mountain-Ski, welcher durch seine Leichtigkeit, seine Drehfreudigkeit, seine spielerischen Fahreigenschaften und durch seine Mittelbreite von 80 mm auf allen Pistenverhältnissen überzeugt.

Erhältlich in den Längen: 149 cm, 157 cm, 165 cm

kaufen