2021-10-12

Der Mann für das Kerngeschäft

Etwas Sägemehl auf dem Boden und der typische Geruch in der Luft deuten darauf hin, dass hier mit Holz gearbeitet wird. Es ist laut, denn die Anlagen laufen auf Hochtouren. Mit voller Konzentration steht er an der Maschine und bereitet Holzlaminate zur Weiterverarbeitung vor: Thomas Lötscher, 47-jährig, Anlagenführer und Spezialist für die Holzkerne.

Der Mann für das Kerngeschäft

«Die Laminate hier bestehen aus drei verschiedenen Hölzern. Paulownia, Pappel und Buche, um genau zu sein» erklärt Thomas und deutet auf einen Stapel neben der Anlage. Bei genauerem Hinschauen erkennt man die drei unterschiedlichen Holzarten. Diese drei Holzarten kommen in verschiedenen Modellen zum Einsatz. Jetzt gerade fertigt Thomas daraus die Kerne für den Laser AR. «Wir können bei den Lieferanten in Auftrag geben, wie sie die Laminate zusammensetzen sollen, die Holzarten und deren Verhältnis.» Diese werden dann den Wünschen entsprechend und direkt auf die verschiedenen Längen passend geliefert. Ein Grossteil der Laminate kann aus der Schweiz bezogen werden, der Rest stammt von einem Lieferanten aus Slowenien.


Zuschneiden, fräsen, schleifen, leimen – Mehrere Arbeitsschritte sind hier in der Stöckli-Skimanufaktur in Malters notwendig, bis ein Skikern schlussendlich entsteht. Als erstes wird die Taillierung gefräst. Hier erhält jedes Modell seine typische Seitengeometrie, welche den Radius des Skis bestimmt. Anschliessend werden die Seitenwangen angeleimt. «Diese helfen später in der Kraftübertragung und schützen den Kern vor Witterungseinflüssen und Schlägen.» Nach dem Trocknen über Nacht wird das Laminat geschliffen, denn für die Weiterverarbeitung darf es keine Unebenheiten mehr haben. Nun folgt das eigentliche Spezialgebiet von Thomas, der sogenannte «Höhenzug». Der Kern ist das einzige Layer, welches auch in der Höhe bearbeitet wird. Ein Ski ist bekanntlich vorne und hinten dünner als in der Mitte. «Dieses Höhenprofil wird über den Holzkern bestimmt und entscheidet zusammen mit den Holzarten massgeblich über die Härte und die Biegelinie eines Skis.» Die Maschine hat dafür ein separates Programm für jede Länge eines Modells. Das ergibt insgesamt fast 100 verschiedene Programme, über die Thomas den Überblick haben muss.

 

«Möbel sind das Herzstück einer Wohnung, der Holzkern ist das Herzstück eines Skis»


Der Holzkern ist also sozusagen das Herzstück eines Skis. Er bestimmt dessen Grundcharakter und die zentralen Fahreigenschaften. Wie bereits erwähnt, können diese über verschiedene Holzarten gesteuert werden. In Sachen Holz stehen drei Faktoren im Vordergrund: Härte, Elastizität und Gewicht. «Buchenholz beispielsweise ist sehr hart und verleiht dem Ski die nötigte Spannung und Stabilität» erklärt Thomas. Es kommt zwar in praktisch jedem Skikern vor, doch Buchenholz allein würden den Ski unfahrbar machen. «Daher werden auch elastischere Hölzer wie Pappel oder Esche, oder in Rennskis zum Teil das hochwertige Okumé-Holz, verarbeitet.» Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Gewicht, insbesondere im Freeride- und Tourenbereich. Hier kommt vor allem das Paulownia-Holz zum Einsatz. «Eines der leichtesten Hölzer überhaupt, hat aber dennoch eine gute Stabilität und ist einfach zum Bearbeiten» so Thomas weiter.


Spätestens jetzt merkt man, der Mann ist vom Fach. Kein Wunder, denn als gelernter Möbelschreiner ist Holz seit jeher sein Metier. Aus Möbeln wurden dann irgendwann Skis, ein guter Entscheid für beide Seiten, wie sich herausstellen sollte. Und so weit voneinander entfernt, wie es auf den ersten Blick scheint, sind die beiden Dinge gar nicht. «Möbel sind das Herzstück einer Wohnung, der Holzkern ist das Herzstück eines Skis» meint Thomas schmunzelnd. Zugegeben, dieser Vergleich mag etwas weit hergeholt sein. Doch die Verbindung scheint gut zu passen. So gut, dass Thomas nun bereits seit 26 Jahren bei Stöckli arbeitet.


26 Jahre in denen sich einiges getan hat. Zu Beginn wurden die Laminate noch mehrheitlich von Hand bearbeitet. Mit dem Hobel, Fräsen und einfachen Schleifmaschinen wurden sie in die richtige Form gebracht. «Das war natürlich viel aufwändiger und hat deutlich mehr Zeit beansprucht, als dies heute der Fall ist.» Denn mittlerweile steht da diese moderne Anlage, welche vier Laminate gleichzeitig bearbeiten kann und dies äusserst präzise tut. «Wir sprechen von max. 4-5 Hundertstel Abweichung, für die Holzverarbeitung ist das sehr genau.» An einem Tag kann Thomas rund 250 Kerne fertigen. Etwas weniger, wenn es sich um Kerne für die Rennskis handelt. Diese sind aufwändiger, bestehen meistens aus zwei Teilen, die dann noch zusammengesetzt werden müssen.


Generell sind es die Rennskis und der Stolz, an einem so exklusiven Produkt mitzuarbeiten, welche für ihn der Reiz seiner Arbeit ausmachen. «Wenn man dann direkt die Erfolge der Athleten auf unseren Ski miterleben kann, ist das ein unbeschreibliches Gefühl.» Dies sieht Thomas als grosse Genugtuung, quasi als die Früchte seiner Arbeit. Doch selbstverständlich will er sich im Winter jeweils auch selbst von der Qualität seiner Arbeit überzeugen, am liebsten mit dem Laser SL in 160 cm. «Dieser Ski passt einfach und wir sind seit Jahren ein perfektes Duo.» Eine Aussage, die ganz allgemein auf Thomas und Stöckli zutrifft.

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