2021-12-16

Er repräsentiert ein halbes Jahrhundert Stöckli-Geschichte

Seit fast 50 Jahren begleitet er die Firma Stöckli. Immer wieder huscht ein Lächeln über sein Gesicht, während er in Erinnerungen schwelgt. Ein Lächeln geprägt von Zufriedenheit und Stolz. Über die Jahre, ja gar Jahrzehnte, haben sich viele spannende Geschichten angesammelt. Die Firma und die Marke haben sich in dieser Zeit stetig weiterentwickelt. Und er war immer mittendrin: Ruedi Arnet, 67-jährig und Stöckli-Urgestein.

Er repräsentiert ein halbes Jahrhundert Stöckli-Geschichte

Es war das Jahr 1972, als Ruedi beschlossen hatte, sich bei Stöckli zu bewerben. Dies, nachdem er einige Jahre in Saas-Fee in einem Sportgeschäft als «Skiman» gearbeitet hatte. Das bedeutete: Ski-Services, Ski präparieren und reparieren, aber auch Beratung und Verkauf. «In dieser Zeit habe ich vieles über Ski gelernt, habe mich dann aber wieder aus dem schönen Wallis verabschiedet.» So kam Ruedi also, gerade mal 18-jährig, zu Stöckli. Ein goldiger Entscheid für beide Seiten, wie sich in der Folge herausstellen sollte. Auf die Frage, welche Aufgaben er in dieser Zeit wahrgenommen hatte, antwortet er scherzhaft mit der Gegenfrage «Welche denn nicht?»

In der Tat hatte Ruedi in diesen fast 50 Jahren verschiedene Positionen inne und konnte in vielen Bereichen sein Wissen einbringen. «Ganz zu Beginn war es so, dass im Sommer produziert und im Winter verkauft wurde». Man musste sich also in der Produktion, wie auch im Verkauf auskennen. Kein Problem für den gelernten Sportartikelverkäufer. Ruedi brachte gewisse Erfahrungen aus seinem Werdegang mit, doch er muss auch zugeben, dass er vieles von Grund auf lernen musste. Zum Beispiel in Sachen Materialentwicklung. «Es war immer spannend, sich mit Personen aus anderen Industrien, wie dem Automobil- oder Flugzeugbau, auszutauschen, die in der Materialentwicklung bereits weiter waren.» Danach galt es, die Erkenntnisse in den Skibau zu transferieren. Bei Stöckli drehte sich die Forschung zu Beginn in erster Linie um die Belagsherstellung und die Zusammensetzung der Holzkerne. «Am Ende geht es stets darum, die physikalischen Prinzipien auszunutzen um noch schnellere, noch stabilere Ski zu bauen.»

In diesem Zusammenhang spielte auch der Rennsport eine wichtige Rolle. «Die Kompetenz eines Skibauers kann eigentlich erst über Erfolge an Skirennen verifiziert werden», erklärt Ruedi. «Und zwar auf höchster Stufe.» Das bedeutet im Weltcup, an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Dass die Ski gut genug sind, davon war man bei Stöckli schon lange überzeugt. «Wir hatten bereits namhafte Athleten, welche im Training unsere Ski getestet haben und damit die schnelleren Zeiten als mit ihren eigentlichen Marken gefahren sind.» Dies musste natürlich unter höchster Geheimhaltung und mit einem neutralen Deckblatt erfolgen. Die Zulassung als offiziellen Ausrüster seitens des Schweizer Skiverbands, um an Weltcuprennen teilzunehmen, liess aber auf sich warten. «Im Vergleich zu den anderen waren wir eine kleine Marke, wurden oft belächelt und unsere Ski wurden teils gar als Erdbeerenholz-Ski betitelt.» So waren es zu Beginn die Liechtensteiner, allen voran Marco Büchel, welche die Welt vom Gegenteil überzeugten.

Und plötzlich ging es schnell: 1994 wurde Stöckli in den Ausrüster-Pool von Swiss-Ski aufgenommen und zwei Jahre später konnte man dank Urs Kälin den ersten Weltcupsieg feiern. Als damaliger Leiter der Rennsport-Abteilung war Ruedi natürlich vor Ort. «Es war ein Riesenslalom in Flachau, das weiss ich noch als wäre es gestern gewesen.» Diesen Tag werde er nie vergessen, denn das sei ein Meilenstein für Stöckli, aber auch für ihn persönlich gewesen. Grosse Emotionen, die auch 25 Jahre später noch hochkommen. Dass Stöckli damit endgültig auf der Weltbühne angekommen war, hatte aber nicht alle gleichermassen erfreut. «Die Österreichische Presse schrieb damals ‘Urs Kälin gewinnt auf Schweizer Militär-Ski’» erinnert sich Ruedi mit einem Schmunzeln zurück. Doch dies hat der steigenden internationalen Bekanntheit und dem Wachstum von Stöckli als Unternehmen keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. «Die Produktionszahlen sind in dieser Zeit stark gestiegen, da wir plötzlich Bestellungen von diversen Vertretungen aus dem Ausland hatten.»

In der Folge widmete sich Ruedi dann mehr und mehr der Ski-Entwicklung. Denn dies hatte ihn von Beginn weg am meisten fasziniert. Hier liegt seine grosse Leidenschaft. «Speziell bei den Rennski ist dieser Bereich so dynamisch, es kommen immer wieder neue Richtlinien, unter denen man versucht die Ski noch schneller zu machen.» Mittlerweile hat sich Ruedi ein breites Wissen angeeignet. Und fast noch wichtiger, die praktischen Erfahrungen dazu. Nicht alles was in der Theorie aufgeht, funktioniert dann auch auf dem Schnee. «Ich sage immer, man muss zuerst einiges falsch machen, bevor man etwas richtig machen kann.» Viel hat Ruedi in seiner Zeit bei Stöckli allerdings nicht falsch gemacht. Und dennoch ist viel Richtiges dabei rausgekommen. «Das spannendste ist ja, dass man sehr schnelle Feedbacks erhält und den Erfolg unmittelbar in den Rennen sehen kann.» Der Erfolg hat ihm definitiv Recht gegeben.

Und jetzt mit 67 Jahren ist er pensioniert. Eigentlich. Doch noch kann er Stöckli nicht loslassen. Oder anders formuliert, Stöckli kann noch nicht ganz auf ihn verzichten. Verständlich, denn als Mentor und Know-how-Geber ist Ruedi enorm wertvoll für das ganze Unternehmen. Und diese Wertschätzung spürt er auch. «Es freut mich, wenn nicht nur die Jungen, sondern auch Führungspersonen auf mich zukommen, mich um Rat fragen.» Ganz nebenbei ist er übrigens immer noch als Ski-Designer tätig, um die Kollektion auch optisch immer weiterzuentwickeln.

Skibauer, Verkäufer, Rennsportchef, Entwicklungsleiter, Skidesigner und obendrauf noch Verwaltungsrat – alles bei Stöckli. Das waren die vergangen knapp 50 Jahre im Berufsleben von Ruedi Arnet. Kaum einer kennt das Unternehmen so gut wie er. Kaum einer hat die Werte, für die Stöckli heute steht, derart mitgeprägt wie er. «Schweizerisch, kundennah und bodenständig, mit einem Hang zum Perfektionismus», das bedeutet Stöckli für ihn. Wieso Ruedi nie daran dachte, Stöckli zu verlassen, ist irgendwie offensichtlich, aber dennoch schwierig in Worte zu fassen. «Es ist eine innere Zufriedenheit, dieser Stolz ein Teil von etwas Besonderem zu sein, der mich gepackt und nie mehr losgelassen hat.» Auch auf Seiten von Stöckli ist man stolz, eine solche Koryphäe des Skisports in den eigenen Reihen zu wissen – seit fast 50 Jahren.

 

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