2023-01-09

Odermatt-Demonstration am Chuenisbärgli

35‘000 Zuschauer wollten Marco Odermatt am Samstag am Chuenisbärgli siegen sehen. Und der Nidwaldner enttäuschte im Berner Oberland niemanden. Mittlerweile suchen auch die Medien in Österreich nach Superlativen, um den Stöckli-Fahrer adäquat beschreiben zu können.

Odermatt-Demonstration am Chuenisbärgli

Es war die Rückkehr an jenen Ort, an welchem er im Winter 2021/22 seinen persönlich bedeutsamsten und vielleicht wichtigsten Sieg herausgefahren hat. Im Januar 2022 wollte er den Sieg am Chuenisbärgli unbedingt. Der aufgestaute Druck – von innen und von aussen – trieb ihm damals auf dem Sessellift zum Start die Tränen in die Augen. Heuer stand in Adelboden die Wiederholung dieses grossen Sieges auf der Tagesordnung des 7. Januar. Der Druck von aussen war nicht geringer, jener von ihnen schon. Marco Odermatt konnte in Adelboden unter anderen Vorzeichen ans Werk gehen. Er konnte seinen Arbeitstag sogar geniessen. Er wusste, dass seine Form, sein Material, seine Ski-Technik passen und er hatte an diesem Berg schon einmal alle anderen geschlagen. Mit diesem Selbstvertrauen ausgerüstet war auf dem Sessellift Richtung Start ein Lächeln möglich.

Und der 25-Jährige hat wieder geliefert. Und in der Art und Weise, wie es Champions eben tun. Mit zwei Laufbestzeiten konnte Odermatt selbst den mit allen Mitteln attackierenden Norweger Henrik Kristoffersen um 0,73 Sekunden distanzieren. In der Schweiz sind den Medien die Superlative für Odermatts Leistungen und Resultate schon ausgegangen. Österreich, dem traditionell grossen Ski-Rivalen, geht es bald ähnlich. Von «Machtdemonstration» war nach Odis sechstem Saisonsieg zu lesen und von «wie von einem anderen Stern».

«Es war extrem am Limit und hätte zwei, drei Mal auch daneben gehen können», meinte Odermatt zu seiner Fahrt im 2. Lauf. Tatsächlich hatte der Nidwaldner zwei Wackler drin, die unter Umständen einem anderen Fahrer zum Verhängnis geworden wären. Odermatt aber steht derzeit unglaublich sicher auf dem Ski, hat ein gewaltiges Selbstvertrauen und die Gewissheit, dass sein Material – auch wenn er es zwischen den Läufen wechselt – an den Füssen «marschiert». Nach diesen zwei Situationen steckte Odermatt nicht zurück. Im Gegenteil. «Ich habe gewusst: ich kann Henrik hier nicht gewinnen lassen und muss Gas geben», sagte er im Interview mit dem Schweizer Fernsehen.

Nach dem Heimsieg führt Odermatt in der Weltcup-Gesamtwertung mit 1046 Punkten – einer Anzahl, mit welcher er im letzten Winter hinter sich selbst (1639) und hinter Aleksander Aamodt Kilde (1172) und vor Henrik Kristoffersen (954) Dritter geworden wäre. Ein unglaublicher Wert, der nur im Ansatz zeigt, wie dominant der 25 Jahre alte Nidwaldner derzeit unterwegs ist. Und es gäbe durchaus noch weitere statistische Werte, welche Odermatts Form und Odermatts Leistungen illustrieren können. Angefügt sei noch diese: die letzten 13 Weltcup-Riesenslaloms seit Sölden im Oktober 2021 hat Odermatt auf einem Podestplatz beendet. Dazwischen wurde er in Peking noch Olympiasieger und musste sich bei den nationalen Meisterschaften in St. Moritz lediglich Loic Meillard beugen. 

Wie gut das Stöckli-Material nicht nur unter Odermatts Füssen funktioniert, stellten der Norweger Rasmus Windingstad mit Rang 12 und Thomas Tumler mit dem 19. Platz beim Riesenslalom-Klassiker von Adelboden unter Beweis. Vor allem für den Bündner ein besonderes Resultat. Der 33-Jährige schaffte im siebten Anlauf am Chuenisbärgli zum ersten Mal die Qualifikation für den 2. Lauf. «Es wurde langsam höchste Zeit, dass ich hier einige Punkte habe machen können.»

Erleichterung bei Andrea Ellenberger

In Kranjska Gora, wo die Frauen am Wochenende zwei Weltcup-Riesenslaloms ausgetragen haben, eröffneten sich Andrea Ellenberger zwei Welten. Am Samstag klassierte sich die Zentralschweizerin auf Rang 25 und im 1. Lauf des sonntäglichen Rennens konnte sie sich als 29. nur knapp für die Entscheidung qualifizieren. Es schaute für die Hergiswilerin nach einer weiteren Platzierung zwischen 20 und 30 aus. Enttäuschung machte sich breit, denn die Ansprüche der 29-Jährigen sind andere. Und dann lief kurz nach dem Mittag fast der identische Film ab, in welchem Ellenberger auf den Tag genau vor einem Jahr die Hauptrolle gespielt hat.

Damals schaffte die Zentralschweizerin im 2. Lauf des Riesenslaloms auf der Podkoren-Piste dank zweitschnellster Laufzeit den Sprung von Platz 30 auf 13. Am vergangenen Sonntag machte sie in der Rangliste erneut einen Sprung um 17 Plätze nach vorne – Ellenberger wurde 12. Entsprechend erleichtert war sie im Ziel. «Ich bin mega froh, es tut unglaublich gut. Ich bin vor dem zweiten Lauf fast verzweifelt und ich habe nicht gewusst, was ich noch ändern oder anders machen soll. Ich habe gewusst, dass mir der Lauf (von ihrem Trainer Heini Pfitscher gesteckt, die Red.) eher entgegenkommt, da er etwas drehender war. Dass es aber so aufgeht, erleichtert mich extrem.» Sie habe versucht ihre Enttäuschung und Wut in den zweiten Lauf mitzunehmen und in Leistung und angriffige Fahrweise umzusetzen, und das sei ihr zum Glück gelungen.

Europacup

Im Europacup waren die Speed-Spezialisten auf der Lauberhorn-Strecke am Werk. Zwei Super-G wurden zwischen dem Original-Start der Abfahrt bis zur Wasserstation ausgetragen. Alexis Monney sicherte sich als Zweitplatzierter bei der Hauptprobe für die Weltcup-Rennen in dieser Woche zum ersten Mal einen Podestplatz auf zweithöchster Stufe. Der seit dem vergangenen Sonntag 23 Jahre alte Monney steht im Swiss-Ski-Aufgebot für die Weltcup-Rennen in Wengen und wird am Dienstag (10. Januar) am Lauberhorn das erste Abfahrtstraining bestreiten.

Auch für Odermatt-Kumpel Marco Kohler brachte das Lauberhorn ein Erfolgserlebnis. Dort, wo er sich vor zwei Jahren das linke Knie ruiniert hat, gelingt ihm nach St. Moritz im Dezember (9.) ein nächstes Top-10-Ergebnis. Der 25 Jahre alte Haslitaler beendete die beiden Super-G-Rennen auf den Plätzen 8 und 13.

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