2021-04-22
Die Hände nach den Kugeln ausgestreckt
War das eine spezielle Saison: Der Weltcup der Alpinen hat ausschliesslich in Europa stattgefunden, das Wort „Bubble“ war mindestens so oft zu hören oder zu lesen wie „Kristallkugel“ und der Begriff „testen“ wurde nicht nur in Bezug auf das Material verwendet.
Erfreulicherweise konnten die Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo (Alpin) oder Idre Fjäll (Skicross) trotz allem durchgeführt werden. Darüber hinaus konnte Marco Odermatt sogar die Hand nach den begehrten Kristallkugeln ausstrecken. Unser Rennchef Beni Matti blickt auf einen besonderen, durch die Corona-Pandemie in vielerlei Hinsicht geprägt gewesener Winter 2020/21 zurück.
Die Weltmeisterschaften (Alpin und Skicross)
Wir waren mit einem kleinen, aber feinen Team in Cortina d’Ampezzo am Start. Letztlich lässt sich das Fazit wie folgt beschreiben: nahe dran, und doch leicht enttäuscht. Marco Odermatts vierter Platz in der Abfahrt ist einerseits das Highlight gewesen. Auf der anderen Seite bleibt, wenn man als Ausrüster eine Medaille so knapp verpasst, natürlich auch etwas die Enttäuschung zurück. Aufgrund des Saisonverlaufs hat man bei Marco, wenn auch nicht unbedingt in der Abfahrt, auf eine Medaille hoffen dürfen. Aus seiner Sicht ist die WM generell äusserst unglücklich verlaufen. Macht er den Fehler im Super-G nicht, dann ist Marco sogar auf Goldkurs. Nach dem Super-G (11. Platz) und der Abfahrt (4. Platz) war der Druck im Riesenslalom natürlich gross. Prompt unterläuft ihm ein Innenski-Fehler, der für seine Fahrweise und seine Saison untypisch ist. Doch Marco hat uns mit seinen Leistungen keineswegs enttäuscht, ich war viel mehr traurig für ihn, dass er seine Saison nicht mit einer WM-Medaille hat krönen können. Aber Marco wird seine Medaillen in der Zukunft sicher noch gewinnen.
Im Skicross haben unsere Athletinnen und Athleten ausgezeichnet abgeschnitten. Herausragend natürlich der erste WM-Titel für Alex Fiva. Der 35 Jahre junge Bündner gehört seit Jahren zu den Top-Fahrern der Szene und hat sich mit dem Titel für seine Arbeit endlich – nach zuvor unglücklich verlaufenen Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften – belohnen können. Auch Fanny Smith hat mit dem Gewinn der Silbermedaille ihre Rolle als Medaillenanwärterin ausfüllen und die gute Form bestätigen können.
Der Weltcup (Alpin)
Der Weltcup-Winter war sehr erfreulich. Wenn mir vor Saisonbeginn jemand gesagt hätte, dass Martin Cater sein erstes Weltcup-Rennen gewinnen wird und Marco Odermatt in gleich drei Weltcup-Wertungen bis zum Schluss um die Kugeln mitfahren kann, dann hätte ich das gerne unterschrieben. Mit vier Weltcup-Siegen und neun Podestplätzen bin ich angesichts unseres doch kleinen Teams wirklich zufrieden. Der Gewinn einer Kristallkugel als Krönung der Saison ist aber leider ausgeblieben. Vorerst. Denn wir alle, Marco als Athlet und wir von der Ausrüster-Crew, haben auch im Winter 2020/21 diesbezüglich wieder Dinge dazugelernt.
Neben Marco Odermatt hatten wir resultatmässig „ups und downs“ wie sie in jeder Saison vorkommen. Am besten Verkörpert diese Achterbahn wohl Jasmine Flury, die von Platz 5 in Crans Montana bis zu Rennen ohne Resultate alles im Leistungsausweis stehen hat. Ilka Stuhec war bis zu ihrer Knöchelverletzung auf gutem Weg und auch Jasmina Suter hat endlich ihr Potenzial andeuten können. Der Sieg von Martin Cater in Val d’Isère war für alle überraschend und hat Erwartungen geschürt, die anschliessend schwer auf seinen Schultern lasteten. Doch Martin hat bewiesen, dass er sehr schnell Ski fahren kann. Und mit diesem Weltcupsieg hat er etwas erreicht, was vielen Skifahrern in ihrer Karriere verwehrt bleibt. Unter dem Strich kann ich festhalten, dass in unserem Team Potenzial steckt, zumal wir ja wegen Verletzungen unter anderem auf Aline Danioth, Andrea Ellenberger, Luana Flütsch, Marco Kohler und Thomas Tumler haben verzichten müssen.
Der Europacup und Stufe FIS (Alpin)
Da machte bei den Männern Alexis Monney, Juniorenweltmeister in der Abfahrt 2019, grosse Freude. Schade, dass er zwei Mal aus gesundheitlichen Gründen hat pausieren müssen. Alexis hat gezeigt, dass er mit weltcup-erprobten Athleten wie Gilles Roulin oder Nils Mani absolut mithalten kann und er für seine erst 21 Jahre im Speed-Bereich schon extrem weit ist. Auch Nils Mani ist gut unterwegs. Wenn er noch die Fehlerquote etwas senken kann, dann ist er wieder gut im Geschäft dabei. Bei den Frauen haben wir mit Noemie Kolly, Jasmina Suter, Leana Barmettler Vivianne Härri oder Alessia Bösch talentierte Athletinnen, die sich toll entwickeln und bei denen der nächste Schritt eigentlich nur eine Frage der Zeit ist. Zudem freut es mich, dass wir auch im Nachwuchsbereich bei den Jahrgängen 2002 oder 2003 wirklich gut aufgestellt sind.
Skicross
Fanny Smiths Sieg im Gesamtweltcup überstrahlt neben dem WM-Gold von Alex Fiva natürlich alles. Toll für uns ist, dass neben Fanny auch weitere Stöckli-Fahrerinnen und -Fahrer regelmässig Podestplätze einfahren konnten. Wir haben eine erfreuliche Breite an erfolgreichen Athletinnen und Athleten, die Rennen für Rennen zeigen, dass unser Material absolut spitze ist und unter den verschiedensten Füssen funktioniert.
Der Umgang mit Corona
Zu Saisonbeginn haben sich alle an die besonderen Umstände gewöhnen müssen. Wir musste lernen und uns damit abfinden, dass zum Beispiel das sich Testen lassen zum fast täglichen Ritual geworden ist. Aber letztlich sind wir alle froh, dass wir eine Saison haben bestreiten können. Klar, durch diese Umstände, insbesondere das häufige Testen, sind für uns Ausrüster auch zusätzliche Kosten angefallen. Doch letztlich, da wir Wettkämpfe im Weltcup und an der WM haben austragen können, hat sich dieser Aufwand gelohnt. Zudem hat die besondere Situation rund um das Virus auch vorteilhafte Dinge zu Tage gebracht. Wenn an einem Ort, wie zum Beispiel in Adelboden, innerhalb von zwei Tagen zwei Rennen derselben Disziplin gefahren werden können, bringt das für alle Beteiligten Vorteile. Die Infrastruktur mit der Piste, Zielgelände, usw. kann besser genützt werden und die intensive Reiserei wird auch etwas weniger.
Ein Ausblick
Eine für alle Beteiligten sehr intensive Saison geht zu Ende. Doch bevor unsere Athletinnen und Athleten die wohl verdiente Sommerpause geniessen können, ist erst noch Testen angesagt. Diesmal geht es aber nicht um Corona, sondern viel mehr um das Material für die kommende Saison. Danach heisst es Batterien aufladen, um dann mit frischer Kraft im Juli/ August das Schneetraining wieder aufzunehmen. Mit den Olympischen Spielen als Highlight wartet 2021/22 wieder eine spannende Saison. Auch wir als Ski-Hersteller arbeiten bereits jetzt auf Hochtouren, um dann bereit zu sein, wenn es zählt.