2021-09-02

Er hat immer einen Plan

In seinem Büro klingelt ständig das Telefon. Ein Lieferant informiert über eine Verzögerung bei der Anlieferung von Rohmaterialien, gleichzeitig wird er in der Produktion benötigt, um ein Problem mit einer der Pressen zu lösen. Immer hin und her zwischen Büro und Manufaktur und dabei stets erreichbar für externe Partner und Lieferanten, das ist die Arbeit von André Henzen, 32 Jahre alt und Leiter Einkauf und Produktionsplanung bei Stöckli.

Er hat immer einen Plan

«In meinem Job beginnt für mich das Jahr eigentlich Ende April» meint André. «Dann ist der Grossteil der Bestellungen eingetroffen und ich kann mit der Produktionsplanung beginnen.» Es erfolgt zuerst eine Mengenplanung pro Skimodell, und zwar für jede einzelne Länge. Bei 22 Modellen à je drei bis fünf Längen sind das nicht weniger als 95 verschiedene Mengengerüste. Und das nur für die Serienski, die Rennski sind noch nicht mal inbegriffen. Dann kommen noch unterschiedliche Liefertermine je nach Land hinzu. «Aufgrund des langen Transportweges liefern wir in die USA bereits im Sommer. Daher müssen wir diese Mengen als erstes produzieren, was bei der Planung berücksichtigt werden muss.»

 

«Perfektion bedeutet für mich stets das Maximum herauszuholen aus den gegebenen Mitteln.»

Weiter geht es mit einem detaillierten Produktionsplan für die einzelnen Abteilungen, um den Material- und Personalbedarf zu bestimmen. Von der Auftragsvorbereitung, über das Fräsen der Holzkerne, das Zusammenstellen bis zum Pressen. Dabei birgt jede Abteilung seine eigenen Herausforderungen. Beim Pressen muss beispielsweise auf die Eigenheiten der einzelnen Modelle Rücksicht genommen werden. Acht Produktionslinien, sogenannte «Pressbetten», stehen zur Verfügung, doch nicht jedes Bett ist für jedes Modell geeignet. «Da wir in unserer Kollektion Modelle mit verschiedenen Eigenschaften und Formen haben, müssen wir bei den Pressbetten flexibel sein». Dazu kommen noch die Materialeigenschaften der einzelnen Layers, welche sich unter Einfluss von Druck und Temperatur unterschiedlich verhalten. «Die Kunst ist also stets, die verschiedenen Parameter in einem Paket miteinander zu verbinden» erklärt André weiter. Hinzu kommt noch die Abteilung Siebdruck, wo in einem mehrstufigen Prozess die Designs auf die Deckblätter gedruckt werden. Ein Arbeitsschritt, der viel Zeit in Anspruch nimmt, weil pro Vorgang nur eine Farbe aufgedruckt werden kann. «Diese Abteilung plane ich jeweils zuerst, da sie massgeblich den Takt für die anderen Abteilungen bestimmt.»

Damit die Produktion dann möglichst reibungslos und wie geplant über die Bühne gehen kann, muss das benötigte Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Auch hierfür ist André verantwortlich. Rund 450-500 Tonnen Material kauft er dazu jährlich ein. Ein grosser Teil davon sind Rohmaterialien, welche direkt im Ski verbaut werden. Holzkerne, Beläge, Fiberglas oder Kanten gehören hier dazu. Doch auch eine beträchtliche Menge an Verbrauchsmaterial wird benötigt. Das alles zu koordinieren und stets im Kontakt mit den Lieferanten zu sein, damit sie pünktlich liefern, das sieht André generell als grösste Herausforderung in seinem Job. Wenn kein Material vorhanden ist, nützt die beste Produktionsplanung nicht mehr viel. «Aktuell ist das alles noch etwas schwieriger, denn aufgrund Covid-19 ist die Liefersituation für verschiedene Materialien alles andere als sicher».

Alles in allem eine grosse Verantwortung, welche auf Andrés Schultern lastet. Doch diese nimmt er gerne auf sich. «Ich bin eine ambitionierte Person und suche immer wieder nach neuen Herausforderungen». Das zeigt sich auch in seinem Werdegang. Nach Abschluss des Gymnasiums merkt André, dass er etwas handwerkliches machen will. Eher zufällig stösst er auf eine Lehrstelle als Skibauer bei Stöckli. Nach der Lehre folgen schnell die nächsten Schritte zum Anlagenführer und später zum Abteilungsleiter. Vor 4 Jahren dann der Wechsel ins Büro, wo er, noch nicht einmal 30-jährig, seine jetzige Position als Leiter Einkauf und Produktionsplanung übernimmt. Es ist die Identifikation mit der Marke und die Leidenschaft zum Produkt, welche André dazu brachten, immer mehr leisten zu wollen. «Ich bin jetzt zwar mehr im Büro, doch immer noch nahe an der Produktion, was für mich nach wie vor den Reiz meiner Arbeit ausmacht». In der Zwischenzeit ist er auch noch zuständig für die Ausbildung der Skibauer-Lehrlinge und unterrichtet an der Berufsschule.

 

«In gewisser Weise konnte ich ein Hobby von mir zum Beruf machen». Was will man mehr?

Angetrieben wird André auch vom persönlichen Bezug zur Marke, den er seit jeher hatte. «Bereits als kleiner Junge war ich mit meinen Eltern immer bei Stöckli, um neue Ski zu kaufen» erinnert er sich zurück. Seither hat sich nicht viel verändert. Auch heute noch ist er begeisterter Skifahrer und im Winter viel auf der Piste anzutreffen. Am liebsten mit dem Laser SX, «der zieht richtig schön und ist perfekt geeignet für mein Niveau». Stöckli ist also auch in Andrés Freizeit immer irgendwie präsent. Nicht nur auf der Piste, sondern auch in Gesprächen mit Familie oder Freunden, wenn beispielsweise zusammen ein Weltcup-Rennen geschaut wird. «In gewisser Weise konnte ich ein Hobby von mir zum Beruf machen». Was will man mehr?

Mit dieser Leidenschaft trägt André einen wesentlichen Teil dazu bei, was Stöckli für ihn ausmacht: Authentizität und Perfektion. «Perfektion bedeutet für mich stets das Maximum herauszuholen aus den gegebenen Mitteln.» Tag für Tag versucht er, genau das vorzuleben. Mit Erfolg, denn das gesamte Team zieht mit. «Das macht enorm Spass, und so ist es am Ende eben kein Zufall, dass wir hier in Malters ein so tolles Produkt herstellen können» meint er schmunzelnd.

 

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